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Denkender Mann

Warum wir unseren Gedanken nicht blind vertrauen sollten.

Wer davon ausgeht, dass er bewusst entscheidet, was er jeden Tag denkt, der irrt sich leider. Der größte Teil unserer Gedanken läuft unbewusst und automatisch ab. Ansonsten würde unser Gehirn viel zu viel Energie verbrauchen, wenn es alles, was wir tun, sehen, fühlen, etc. neu verarbeiten müsste. Das heißt, dass wir viel häufiger gedacht werden, als dass wir bewusst denken.

Das Ziel unseres Gehirns ist nun leider nicht, dass wir uns gut fühlen, sondern dass wir überleben. Unser Gehirn hat sich seit der Steinzeit, als wir ständig nach Gefahren Ausschau halten mussten, leider nicht viel in seiner Funktionsweise verändert. Unser Gehirn ist also darauf programmiert, potenzielle Gefahren zu erkennen und konzentriert sich daher beispielsweise eher auf Dinge, die schief laufen könnten, als auf solche, die gut laufen. Und obwohl geschätzt 90% der befürchteten Gefahren gar nicht eintreten, behält unser Gehirn diese Denkweise bei. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn nicht zwischen der Realität und einer reinen Vorstellung unterscheiden kann.

Wenn wir uns also ständig Sorgen machen, was alles passieren könnte, dann ist das für unser Gehirn eine reale Gefahr. Zudem sind wir dann ständig in der möglichen negativen Zukunft mit unseren Gedanken.

Und da unser Gehirn sich so formt, wie wir es regelmäßig nutzen (Prinzip der Neuroplastizität), formt sich so über Jahre ein negativ denkendes Gehirn.

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Wenn dein katastrophisierendes Gehirns etwas Negatives erwartest, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Befürchtung auch tatsächlich eintritt. Denn unbewusst handelst du genau so, dass sich deine Erwartungen erfüllen. Zudem wirst du eine Situation auch immer so bewerten, wie du sie erwartet hast. Angenommen also, du hältst die neue Freundin deines besten Freundes für unsympathisch, so wirst du dich automatisch auf die Verhaltensweisen von ihr konzentrieren, die du negativ bewertest. Oder wenn du überzeugt bist, in einer Prüfung zu versagen, dann wird deine Angst dich so lähmen, dass du auch versagen wirst. 

Was kann ich gegen meine negativen Denkmuster tun?
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Die gute Nachricht ist, dass wir unser Gehirn umprogrammieren können. Wenn wir es regelmäßig anders nutzen, also positiv denken, dann gewöhnt sich unser Gehirn nach einiger Zeit daran. Zum einen können wir unser Gehirn darin trainieren, sich auf Positives zu konzentrieren und zum anderen werden durch eine positive Erwartungshaltung auch mehr positive Dinge in unserem Leben passieren.

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  • Werde dir deiner Denkmuster bewusst: Dies kannst du zum Beispiel erreichen, indem du ein Gedanken-Tagebuch führst. Schreibe deine Gedanken z.B. jeden Abend auf. 

  • Fokussiere dich auf deine positiven Gedanken und hinterfrage deine negativen Gedanken: Werde dir der positiven Dinge und Gedanken in deinem Leben bewusst. Oft entgehen uns die schönen Dinge im Leben, da wir uns eben eher auf das Negative konzentrieren. Indem du bewusst nach schönen Ereignissen und Gedanken suchst, programmierst du dein Gehirn in Richtung positiver Denkmuster. Gleichzeitig ist es wichtig, die schlechten Gedanken zu erkennen. Da diese oft automatisch ablaufen ist dies gar nicht so leicht. Aber wenn sie uns erst einmal bewusst geworden sind, können wir sie kritisch hinterfragen: Sind diese Gedanken tatsächlich wahr? Sind sie nützlich dafür, dass wir uns gut fühlen, etc.

  • Ersetze deine Gedanken durch eine realistische Alternative: Gedanken, die dich stark belasten, halten einer kritischen Hinterfragung oft nicht lange stand. Denn viele unserer belastenden Gedanken (z.B. "Ich bin nicht gut genug.") stammen noch aus unserer Kindheit & Jugend und haben heute gar keine Gültigkeit mehr. Eine realistische Alternative zu alten, gewohnten Gedanken zu finden, ist jedoch gar nicht so leicht. Meiner Erfahrung nach ist es der schwierigste - aber auch hilfreichste Part bei der Umformung unseres Denkens. Ohne ein Gegenüber ist es meist etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Je nachdem, wir sehr wir von negativen Gedanken bzw. Glaubenssätzen überzeugt sind, werden wir schneller oder langsamer zu neuen, hilfreichen Gedanken finden.
    Wichtig: Ich rate vom schnellen Übernehmen positiver Affirmationen ab, denn unser Gehirn kann diese oft nicht glauben, da sie schlicht unrealistisch sind. Wenn ich ohne innerlichen Umprogrammierungs-prozess zu mir sage: " Du bist perfekt und kannst alles schaffen", dann ist dies keine realistische Alternative für mein Gehirn. Ich werde es schlichtweg nicht glauben und die Affirmation wird mich noch mehr belasten. 

  • Veränderung braucht Zeit. Bleib dran: Da unsere Denkmuster über viele Jahre hinweg entstanden sind und, wie ich bereits erwähnt habe, automatisch ablaufen, braucht es Geduld bis Veränderungen spürbar werden. Unser Gehirn muss genauso wie ein Muskel trainiert werden und das erreicht man nur durch Wiederholung. Wenn wir einmal ins Fitnessstudio gehen, werden wir kaum einen Effekt sehen, aber wenn wir dies regelmäßig tun, dann können wir unseren Körper verändern. Und genauso ist es auch mit unserem Gehirn bzw. unseren Gedanken.

Fazit

Wir sollten unseren Gedanken also nicht blind vertrauen, solange uns nicht bewusst ist, ob das gerade ein Gedanke ist, der im Hier und Jetzt wirklich zutrifft. Das ist zu Beginn etwas schwierig und erfordert Übung. Aber durch gezielte Wiederholung der genannten Schritte wird positives Denken für dein Gehirn zur Gewohnheit. Denn so wie wir unser Gehirn nutzen, so formt es sich auch. Es werden neue synaptische Verbindungen entstehen und ungenutzte werden verkümmern. Wir müssen unsere Gedanken immer wieder bewusst umlenken, bis das von alleine geschieht. Gerne begleite ich dich auf diesem Weg. â€‹

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